Spirituelle Gedanken zur Jahreslosung 2019                 von Patrik Scherrer lic. theol.

 

 

Suche Frieden und jage ihm nach“

(Ps 34,15)

 

 

Sehnsucht nach Frieden

 

Jeder von uns trägt in sich die tiefe Sehn-sucht und Hoffnung, sein Leben in Frieden leben zu können.
Das bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Streit und Krieg. Dazu gehören auch wirt-schaftliche Stabilität, tragende mitmensch-liche Beziehungen, sinnerfüllende Tätigkeiten, Anerkennung.


Diese und weitere Faktoren tragen zu einem inneren Frieden bei, den man auch als innere Ruhe oder satte Zufriedenheit bezeichnen könnte.

 

Doch jeder von uns weiß, wie zerbrechlich und flüchtig Frieden in unserem Leben ist.


Schon eine Kleinigkeit wie ein Wort vermag uns aus der Ruhe zu bringen. Oder ein unerfüllter Wunsch lässt Unzufriedenheit in uns aufkeimen.Streit vermag Beziehungen zu zerstören, Neid und Missgunst schwächen die Arbeitskraft, Machtgelüste bringen Unfrieden übers Land. Die Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen.

 

Gerade weil Frieden keine Selbstverständlichkeit ist und schnell seine Tragfähigkeit verliert,
ist der unaufhörliche Aufruf zu seiner Bewahrung im wahrsten Sinne des Wortes notwendig.

David fordert deshalb im Psalm 34,15 auf: „Meide das Böse und tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach.“ Er betet diese Worte auf der Flucht vor König Saul, der ihm voller Neid über seine Erfolge nach dem Leben trachtet.

 

 

Frieden suchen

 

Aus der Lebenssituation Davids geht hervor, dass die Suche nach Frieden aus der Verbundenheit mit Gott beginnt. Aus dem Gespräch mit ihm entspringen die aktive Entscheidung für das Gute und die Kraft für die außerordentliche Anstrengung.

 

Denn Frieden ist nicht einfach da, er muss mit allen Kräften und Fähigkeiten gesucht werden,
er will entdeckt und festgehalten werden. Ist er doch kein materielles Gut, sondern entsteht aus dem respekt- und rücksichtsvollen Umgang mit sich selbst, dem Nächsten und der Schöpfung. Im Bild ist diese Suche oder diese Jagd als etwas Dynamisches dargestellt. Als eine lichte Öffnung in der vordergründigen Gegenwart, die in die Tiefe führt. Dies lässt erahnen, dass Frieden immer etwas Göttliches in sich hat.

 

Am tiefsten Punkt des diagonalen Lichteinbruchs steht ein Kreuz wie ein Anker in der stürmischen See. Es bildet den Fixpunkt und Ruhepol in einer unruhig bewegten Umgebung aus dunklen Bereichen, mattem Gelb und unklaren Strukturen.
Es verweist auf Jesus, den Gott in die Tiefen unseres Lebens hineingegeben hat, damit er
auch dort, wo wir nicht hinkommen, Vergebung und Versöhnung schenken kann.

Durch sein friedenstiftendes Wirken wird es heller und friedvoller in der Welt unserer Herzen.

 

Das erkannte auch der Schweizer Mystiker Nikolaus von der Flüe, der Gott als Urgrund des Friedens sah und über ihn sagte: „Fried ist allweg in Gott, denn Gott ist der Fried.“ Leuchtend
gelb strahlt das Kreuz Licht und Hoffnung aus und in den gelben Farbelementen wird eine von
ihm ausgehende Gnadenfülle spürbar. Im oberen Bereich des Lichtstrahls gliedern waagrechte Farbstriche wie Treppenstufen die helle Fläche. Ihre Farben erinnern an den Regenbogen als Zeichen des Friedensbundes zwischen Gott und den Menschen (Gen 9,8-17).

 

 

Frieden stiften

 

Gleichzeitig führen die Treppenstufen über das Bildformat hinaus in den Himmel. Damit können
sie auf den Traum Jakobs verweisen, der den Himmel offen und Engel auf einer Treppe auf- und niedersteigen sah (Gen 28,12). Diese farbenfrohen Stufen laden auch uns ein, aktiv zu werden und Zeichen zu setzen, damit Frieden in dieser Welt werden kann.

 

Sie laden ein und machen deutlich, dass Frieden bewahren oder bewirken mit Anstrengungen
und Bemühungen verbunden ist, die an unsere Grenzen führen, aber auch in den Himmel hinaufführen. „Selig die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“,
ruft Jesus seinen Zuhörern in den Seligpreisungen am Anfang der Bergpredigt zu.

 

Hier gibt er auch konkrete Beispiele, wie aus der innigen Verbundenheit mit Gott heraus Frieden gestiftet und damit jedes Mal etwas mehr vom Himmelreich mitten unter uns sichtbar werden kann: Bei mir angefangen heißt das, mich nicht so wichtig zu nehmen, meine Ansprüche maßvoll zu gestalten, bescheiden und ressourcenorientiert zu leben, damit alle genug haben.

 

In Bezug auf die Mitmenschen bedeutet dies, empathisch den Nächsten zu sehen und mich selbstlos einzusetzen und einzumischen, wo er in Not ist oder ungerecht behandelt wird.

Im Weiteren gilt es die Schöpfung in ihrer Artenvielfalt und ihrem Reichtum zu respektieren und
zu bewahren. Denn auch sie braucht ihren Frieden, um uns nachhaltig versorgen zu können. „Selig die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“

 

Patrik Scherrer, lic. theol., www.bildimpuls.de