Spirituelle Gedanken zur Jahreslosung 2021 von Patrik Scherrer lic. theol.
Jahreslosung 2021
Jesus Christus spricht:
„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“
(Lukas 6,36)
Jesus empfiehlt uns, barmherzig zu sein und gibt als Referenz seinen und unseren Vater an. Wir sollen so barmherzig sein wie er – nicht weniger und nicht mehr. Doch was ist das, barmherzig sein? Die Farben im Bild lassen uns spüren, dass Barmherzigkeit etwas mit Warmherzigkeit zu tun hat. Der farbliche Grundtenor der einfachen Landschaft ist warm gehalten: Der Himmel ist von goldgelbem Licht erfüllt, der rote Boden strahlt in der feurigen Wärme der Liebe, die grüne Fläche ist mit Hoffnung besetzt.
Dicke blaue Bänder der Treue verbinden diese Grundelemente der göttlichen Barmherzigkeit, die auch unsere Grundhaltung werden soll: Die Liebe der Zuneigung, die sich dem Elenden annimmt; eine Hoffnung, die niemanden aufgibt und an das Gute glaubt; der Glaube an Gott, d.h. hell, licht und transparent auf Gott hin sein, der durch mich Licht in das Leben der Menschen bringen will, die im Dunkeln sind oder leiden.
Dort, wo die Liebe und die Treue, die Hoffnung und der Glaube sich begegnen (vgl. Ps 85,8-14), hat die Künstlerin ein grünes Herz gemalt. Nicht groß, fast mehr ein Keimling, eine junge Pflanze, die spüren lässt, dass neues Leben aufbricht im Zusammenwirken der großen vier Tugenden. Daneben lodert ein Feuer hell auf, Zeichen kraftvoller Energie und einer Liebe, die im über sich Hinauswachsen reinigt und heilt, die Menschen und damit die Welt verändert, neues Leben, neue Hoffnung schenkt.
Barmherzigkeit ist ein Geschenk an den anderen, an den Mitmenschen. Sie ist eine unverdiente Zuwendung, so wie Gott seinen Sohn für uns am Kreuz hingegeben hat, damit wir von Sünde und Tod befreit, unbelastet und frei mit Gott leben können. Das hoch aufragende grüne Kreuz erinnert als Baum des Lebens daran. Das schwach rote Kreuz daneben steht im Dialog mit dem grünen Kreuz. Es ist ein Kreuz, das vom Himmel kommend die Erde berührt und hier kraftvoll das grüne Kreuz entstehen lässt: Gottes unendliche Liebe zu uns Menschen.
Diese beiden Kreuze stehen im Nebeneinander wie das Herz und das Feuer: Wie Gott in seiner Liebe seinen Sohn zu uns gesandt hat und ihn für uns hingegeben hat, so sollen auch wir für unsere Mitmenschen brennen und mit unserer Herzenskraft so helfen, dass sie gut leben, wachsen, aufblühen können. Wie barmherziges Handeln nach Jesus aussehen soll, sagt Jesus gleich im Anschluss an das Wort über die Barmherzigkeit:
„Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden!
Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden!
Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden!
Gebt, dann wird auch euch gegeben werden!
Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen;
denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.“
(Lk 6,37-38)
Aus Jesu Worten geht hervor, dass wir nicht ein bisschen barmherzig sein sollen, sondern großzügig, in einem guten, vollen, gehäuften und überfließenden Maß. Barmherzigkeit äußert sich im Verzicht auf Richten und Verurteilen sowie im Erlassen der Schuld. So wie Gott uns wegen unserer Verfehlungen nicht verurteilt oder richtet, sondern durch den Kreuzestod seines Sohnes alle Schuld erlassen hat. In dem Sinne sind alle barmherzig, die wie der barmherzige Samariter (Lk 10,25-37) selbstlos und mit einem großzügigen Herzen sich des Nächsten annehmen und dabei ihre Zeit, ihre Fähigkeiten und ihr Vermögen einsetzen, damit der- oder diejenige im Elend wieder auf die Beine kommt und ins Leben zurückkehren kann.
Patrik Scherrer, lic. theol., www.bildimpuls.de